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Bundesgemeinschaft für deutsch-niederländische Zusammenarbeit

Ostfriesen können Niederländer für Tee-Zeremonie begeistern

Der „Treckpott“ (die Teekanne) stand in Leeuwarden stets griffbereit. Mehrere Hundert Köppkes (Tassen) Tee schenkten Mitarbeiterinnen der Ostfriesischen Landschaft kürzlich in der etwa 100 Kilometer von Ostfriesland entfernten Europäischen Kulturhauptstadt der Provinz Friesland (Niederlande) aus. Die Stadt mit ihren gut 100.000 Einwohnern hatte zum Mitmachen bei Aktionswochen in einem sogenannten Sprachenpavillon eingeladen. Das Ziel: Unter dem Motto „Lân fan taal“ (Land der Sprache) die Sprachenvielfalt Europas darzustellen und auch zu Gehör bringen. Beispielsweise ostfriesisches Platt.

Man mag den Norddeutschen nachsagen, sie seien mitunter etwas wortkarg, was schon der knappe Gruß „Moin“ bekräftigt. Hingegen werden die Ostfriesen beim Teetrinken durchaus gesprächig. In Leeuwarden zog dann auch die ostfriesische Tee-Zeremonie an allen Tagen viele Gäste in den Sprachenpavillon, wo sie sich beim Teegespräch über die Grenznachbarn Ostfriesland, über Plattdeutsch und über verschiedene Publikationen aus der Nachbarschaft informieren konnten.

Landschaftspräsident Rico Mecklenburg, der mehrmals nach Leeuwarden reiste, zeigte von Anfang bis Ende großes Interesse an der Kooperation. Er hofft, dass die Landschaft durch ihre Teilnahme das Fundament für eine zukünftige deutsch-niederländische Zusammenarbeit legen konnte. Dem räumen Dr. Birgitta Kasper-Heuermann vom Regionalen Pädagogischen Zentrum (RPZ) und die Leiterin des Plattdüütskbüros der Ostfriesischen Landschaft, Grietje Kammler, gute Chancen ein. Beide konnten mit ihren Kolleginnen Erfahrungen und Anregungen für die Arbeit zugunsten der plattdeutschen Sprache und ihrer Vermittlung sammeln. Als „vorbildlich“ bezeichnet Kammler die Arbeit der Algemiene Fryske Ûnderrjocht Kommisje (abgekürzt Afûk, Allgemeine Friesische Bildungskommission), eine bereits 1924 gegründete Einrichtung für die friesische Sprache mit Sitz in Leeuwarden. Man habe zu Mitarbeitern der Einrichtung kollegiale Kontakte knüpfen können, so dass man von der Arbeit der Niederländer manches übernehmen könne, ohne das Rad jedes Mal neu erfinden zu müssen. „Wir können uns eine langfristige Kooperation vorstellen“, ist auch Kasper-Heuermann optimistisch, was die Nachhaltigkeit betrifft. Das RPZ beispielsweise konzipiere, ebenso wie Afûk, plattdeutsches Material für den Sprachenunterricht. Die Ostfriesische Landschaft als auch die Afûk befänden sich in einem anhaltenden Entwicklungsprozess. Dabei könne man sich gegenseitig unterstützen und voneinander profitieren.

Grietje Kammler weist zudem darauf hin, dass Friesisch im benachbarten Friesland bereits seit 1980 reguläres Schulfach ist, Plattdeutsch hingegen nicht. „Deshalb sind Kontakte und der Erfahrungsaustausch mit Lehrkräften niederländischer Schulen ganz wichtig“, erklärt sie, auch wenn das grenzüberschreitende Hospitieren von Lehrkräften dienstrechtlich zurzeit noch recht kompliziert geregelt sei, wie Dr. Birgitta Kasper-Heuermann aus der Praxis weiß.

Beide sind davon überzeugt, dass Friesen und Ostfriesen sich in der Europäischen Kulturhauptstadt Leeuwarden - beim Tee - näher gekommen sind, und die erste Zusammenarbeit kein Strohfeuer sein wird. „Es hat sich wirklich gelohnt, Ostfriesland im Sprachenpavillon zu präsentieren. Gerne wieder!“, so das positive Fazit.

Zum Bild:
Gut gelaunt und immer eine leckere Tasse Ostfriesentee für ihre Gäste bereit, nahmen Mitarbeiter der Ostfriesischen Landschaft - hier zusammen mit Landschaftspräsident Rico Mecklenburg und Sängerin Annie Heger (2. v. l.) - kürzlich an der Aktion „Lân fan taal“ (Land der Sprache) in der Europäischen Kulturhauptstadt Leeuwarden teil.

Quelle und Bild: Ostfriesische Landschaft